23. Ausflug nach Jericho


Ich muss wohl oder übel ein Taxi nach Jericho nehmen – einen Bus kann ich nicht ausfindig machen. Der Tag beginnt um 7.00 Uhr zwar etwas früher als sonst, aber bis ich nach dem „Kuhhandel“ (200 NIS = ca. 60 €) mit dem Fahrer dann im Auto sitze, ist es 9.30 Uhr. Verglichen mit seinem Kollegen, der mich am Vortag fuhr, scheint er seriöser und professioneller, da er nicht bei jeder Gelegenheit gegen Israel und „die Juden“ wettert. Er fährt mich zuerst zum Djebel Qarantal (Berg der Versuchung). Ich steige das letzte Stück zu Fuß hinauf und kann das griechisch-orthodoxe Kloster ganz in Ruhe erkunden. Hier soll Jesus nach seiner Taufe durch Johannes 40 Tage gebetet und gefastet haben. Drei mal wollte der Teufel ihn hier in Versuchung führen (Matth. 4,8-11). Beim ersten Mal sollte Jesus Stein in Brot verwandeln worauf dieser antwortete: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein …..

Ich schlage dazu eine Gazpacho (kalte Gemüsesuppe) als Ergänzung vor:

  • 1 Tasse geschälte, fein gehackte Tomaten
  • 1/2 Tasse fein gehackte grüne Paprika
  • 1/2 Tasse gehackte Sellerie
  • 1/2 Tasse gehackte Salatgurke
  • 1/4 Tasse gehackte Zwiebeln
  • 2 TL geschnittene Petersilie
  • 1 TL Schnittlauch
  • 1 zerdrückte Knoblauchzehe
  • 3 EL Weinessig
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 TL Salz
  • 1/4 TL frisch gem. Pfeffer
  • 1/2 TL Sojasauce
  • 3 Tassen Tomatensaft

Alle Zutaten mischen und mindestens 2 Stunden kühl stellen. Diese Suppe aus ungekochtem Gemüse kann im Sommer mit Brot als Lunch gegessen werden, ist aber auch als Vorspeise sehr Appetit anregend.

Gazpacho

Die zweite Versuchung erfolgte auf den Zinnen der heiligen Stadt, von denen Jesus sich nach des Teufels Worten stürzen sollte. Jesus antwortete ihm: Du sollst den Herren, deinen Gott nicht versuchen. Beim dritten Mal wurden Jesus alle Reiche der Welt und deren Herrlichkeit angeboten, wenn er denn niederfallen und den Teufel anbeten würde. Auch da widerstand Jesus mit den Worten: Weg mit dir Satan, denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen. Erst danach verließ ihn der Teufel.

Beim Abstieg begegne ich Mohammed, dem freundlichen Hüter der griechisch-orthodoxen Klosteranlage. Er zeigt ehrliche Freude über die Anwesenheit einer Touristin in Gestik und Worten und lädt mich ein, Gast in seinem Haus in Jericho zu sein. Leider wartet am Fuße des Berges mein Taxifahrer und ich kann sein Angebot nicht annehmen. In der Eile vergesse ich dummerweise ihn nach einer typischen Speise aus dieser Gegend zu fragen. Ein Dattelverkäufer weiter unten beantwortet meine diesbezügliche Frage mit dem arabischen Wort für Restaurant. Offensichtlich ein sprachliches Missverständnis. Ich überlasse es deiner/ihrer Phantasie einen schmackhaften bunten Obstsalat zuzubereiten. Früchte wie Datteln, Orangen, Zitronen, Trauben, Bananen, Mangos etc. gibt es in dieser Region reichlich. Aber auch jede Menge Gemüsesorten werden angeboten. Passend zur Vielfalt der Ethnien hier eine weitere Variante eines israelisch/arabischen Salates. Es handelt sich um ein Rezept für einen leckeren Möhren-Jogurt-Aufstrich an.

  • 4 große Möhren
  • 200 g griechischen Jogurt
  • 2 zerdrückte Knoblauchzehen
  • 4-5 EL Olivenöl
  • je 1 Prise Salz und frisch gem. Pfeffer
  • 1 EL gehackte Walnüsse
  • Minze und Dill zum Garnieren

Möhren schälen und klein raspeln, diese anschl. in einer Pfanne mit Öl ca. 15 Minuten dünsten, abkühlen, mit Jogurt, zerdrücktem Knoblauch, Salz und Pfeffer vermengen und mindestens 2 Stunden kühl stellen. Mit den Nüssen und dem Grünzeug garnieren.

Möhren-Jogurt-Aufstrich

Nach dem Ausflug ins Kulinarische fahren wir zum Tell des Sultan (= Tell des alten Jericho). Die archäologische Erforschung begann bereits ca. 1860 und man datiert die Funde auf ca. 10 000 vor Christus. Die 23 Siedlungsschichten geben Zeugnis ab für die wahrscheinlich älteste Stadt der Welt und … sie ist immer noch mit 260 m u. M. die am tiefsten gelegene.

Ausgrabungen aus der vermeintlich 10.000 Jahre alten Geschichte Jerichos

Anschließend kann ich ganz alleine die Überbleibsel des Omaijadenpalastes von Khirbat al-Mafdschar (Hischampalast) erkunden. Säulenhallen, Kapitelle und Wasserbecken kann man nur erahnen, eine steinerne Rosette, die möglicherweise für die gotische Baukunst eine große Rolle spielte, wurde in der Mitte des Hofes rekonstruiert.

Nachgebaute Rosette aus dem Omaijadenpalast

Danach geht es zur Elischa-Quelle, deren Wasser mir in den höchsten Tönen als Heilwasser gepriesen wird. Der Prophet Elischa soll das „ungesunde“ Quellwasser in gutes Heil- und Trinkwasser verwandelt haben. Die Kühle des Wasser und dessen Heilkraft muntern offensichtlich auch meinen Geist auf und ich erinnere mich meines wichtigen Gerätes, dem Smartphone. Der Taxifahrer kehrt um und ich kann es wohlbehalten von meiner Ruhebank im weitläufigen Parkgelände des Omaijadenpalastes mitnehmen. Ganz auf die Schnelle folgt noch eine Fahrt durch Alt-Jericho und ein Blick auf die Reste des Hasmonäerpalastes, den Herodes mehrmals prächtig aus- und umbaute. Herodes (ihm wurde die Stadt von Kleopatra, die sie von ihrem Geliebten Marcus Antonius erhielt, verpachtet) baute in diesem Zusammenhang Jericho zu einem luxuriösen Kurzentrum aus. Der Winterpalast wurde zu seinem Lieblingsaufenthaltsort, wo er auch starb. Wie bereits oben erwähnt, lag die Stadt an der wasserreichen Elischaquelle, die die frühe Ansiedlung und den Pflanzenreichtum mit begründete.

Die historische und religioese Bedeutung kann ich nur ansatzweise beschreiben. Sich mehr mit dieser Stadt zu beschaeftigen, da sowohl Juden als auch Muslime ihre Spuren hinterlassen haben, kann durchaus noch viel Interessanntes zu Tage fördern.

Nachdem jede gute Geschichte rund endet, ist es nur passend, dass eine „kugelartige“ Nudelspeise mich abends nach dem Ausflug ins Westjordanland in Jerusalem erwartet:

Ananaskugel

  • 250 g dünne Suppennudeln
  • 6 Eier
  • 4 EL zerlassene Margarine
  • 60 g Zucker
  • 250 zerdrückte Ananas mit dem Saft
  • 1 TL Vanilleextrakt
  • 1 TL Zimt

Eier mit Zucker und zerlassener Margarine schaumig rühren, Ananas, Zimt und Vanilleextrakt zugeben und alles verrühren. Zum Schluß die in Salzwasser gekochten abgekühlten Nudeln einrühren. Alles in eine gut gefettete Form geben und die Oberfläche mit Ananasscheiben verzieren. 40 – 50 Minuten bei 180 Grad auf der mittleren Schiene backen.

Ananas“kugel“ mit Himbeeren

Im Hinblick auf die reiche Geschichte Israels erinnere ich heute an das zwar keine 10 000 Jahre, aber doch stolze 1700 Jahre alte Jüdische Leben in Deutschland. Das damit einhergehende Jubiläumsjahr endet an diesem Sonntag.

Vom gleichen Platz vor dem Damaskustor, von dem aus ich nach Jericho aufbrach, fahre ich nächste Woche nach Ramallah


3 Antworten zu “23. Ausflug nach Jericho”

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