22. Europäischer Einfluss in Jerusalem


Unser Hauptaugenmerk an diesem Tag liegt auf einem Spaziergang durch die Stadt. Er steht unter der Prämisse: „Europäischer Einfluss in Jerusalem“ und führt uns vom Davidkaplatz auf die Prophetenstraße (Rechov Hanevi’im). Wir steuern das Haus des osmanischen Paschas an, ebenso das erste Haus der Spittlermission (Spittler wollte die Lehre Jesu in Palästina verbreiten).

Aus den vielen und interessanten Geschichten ein kleines Beispiel der „Londoner Gesellschaft zur Förderung des christlichen Glaubens unter den Juden“: Die Großmächte förderten, wie wir wissen, Pilgerreisen nach Jerusalem, welches zu dieser Zeit (Ende 18., Anfang 19. Jahrhundert) noch fest in den Händen des Islam war. Der Zar erhob sich zum Schutzherrn der griechisch-orthodoxen Christen, die Franzosen empfanden sich als Beschützer der Katholiken, Preußen und England sind 1841 die ersten mit der Formierung der anglikanisch-preußischen Diözese zum Schutz der Protestanten. Die Engländer errichteten 1849 eine neue Kirche in Jerusalem, die Christuskirche hinter dem Jaffator. Bereits 1843 hatten sie in der Altstadt das Krankenhaus „London Society for Promoting Christianity among the Jews“ gegründet, das Patienten in ihren schweren Stunden zum „rechten Glauben“ bekehren sollte. 1893 zogen sie in ihr neues Gebäude in der Prophetenstraße um. Die Rabbiner sahen darin eine existentielle Gefahr und drohten jedem, der sich dort behandeln lässt, mit einem Bann. Dies führte sogar dazu, dass sich jüdische Frauen als Muslime verkleideten um im Krankenhaus behandelt und nicht erkannt zu werden.

Die russisch-orthodoxe Maria-Magdalenen-Kirche

Eine Geschichte von Selma Lagerlöf: eine alte Frau stürzte vor dem Krankenhaus und brach sich ein Bein. Die englischen Ärzte wollten ihr helfen, die Frau wehrte sich – allerdings umsonst. Sie (eine Jüdin) sei nach Jerusalem gekommen um auf dem Ölberg begraben zu werden, erzählte sie den Ärzten bevor sie starb. Die Ärzte wollten ihr diesen Wunsch erfüllen, doch die jüdische Gemeinde war nicht bereit sie auf dem geweihten Friedhof zu begraben. Sie meinten, sie hätte sich in ihren letzten Tagen zum Christentum bekehren lassen. Die englischen Ärzte begruben sie heimlich auf dem Ölberg, aber die Juden gruben sie wieder aus. Hin und her – schließlich fand sie im nicht geweihten Hof des Krankenhauses ihre letzte Ruhe. Der Widerstand wurde jedoch mit der Zeit weniger und vor dem ersten Weltkrieg warteten immerhin drei Patienten auf jedes freie Bett.

Gräberfeld auf dem Ölberg

Ein weiteres Krankenhaus, das Bikur Holim sowie das der Kaiserswerther Diakonissen und das Thabor-Haus des Autodidakten Conrad Schick (wissenschaftliche Autorität bei der Erforschung Jerusalems) säumen unseren Weg. Wir versuchen uns während dieses Ausflugs ins 19. Jahrhundert auch den Besuch Kaiser Wilhelms II. vorzustellen, bei dem man angeblich alle grünen Äste im Umfeld Jerusalems gebraucht hat um die Prophetenstraße zu schmücken. Allerdings hatte nicht nur die Natur unter dem kaiserlichen Besuch zu leiden. Sogar die mächtigen Stadtmauern mussten aufgebrochen werden damit Wilhelm und seine Auguste zwar hoch zu Ross, aber nicht durch eines der bestehenden Tore in die Stadt gelangen konnten. Ein Aberglaube besagt nämlich, dass jedes gekrönte Haupt das per Pferd die Stadt durch das Tor betritt sie auch beherrschen wird.

Um u. a. meine Rezeptvorschläge einzuordnen, mache ich einen Sprung zu den jüdischen Festtagen. Sie stimmen nicht ganz mit der momentanen Jahreszeit überein, sind es jedoch in jedem Fall wert, genannt und uns in Erinnerung gerufen zu werden. Dem 7-tägigen Laubhüttenfest (Sukkot) aus dem letzten Beitrag folgt heute Schemini Azeret (letzter Tag, an dem teilweise in der Laubhütte/Sukka gegessen und in der Synagoge um Regen gebeten wird) und gleich danach Simchat Tora. Ein weiterer Festtag gleich im Anschluss, welcher den Umgang mit der Tora in den Vordergrund stellt. Die Gebräuche haben sich unterschiedlich entwickelt, für die Kinder ist Simchat Tora in jedem Fall ein besonderer Festtag, weil sie an den Prozessionen teilnehmen dürfen und mit Früchten und Süßigkeiten beschenkt werden. Vor dem Süßen jetzt erst etwas herzhaftes. Mit Weißbrot ein erfrischender Sommersalat!

Marinierter Auberginensalat

  • 3 Paprikaschoten
  • 1 mittelgroße Aubergine
  • 1 Zwiebel in Ringe geschnitten
  • 500 g Tomaten, gehäutet und klein geschnitten
  • 1 – 2 Knoblauchzehen
  • 5 EL Essig
  • Salz, Pfeffer
  • Öl zum Anbraten

Paprika in grobe Stücke, Aubergine vierteln und in Querscheiben schneiden. Beides in Öl anbraten, trocken tupfen und in eine Schüssel geben. Tomaten, Zwiebel, zerdrückten Knoblauch, Essig, Salz und Pfeffer zugeben und gut durchmischen. Die Schüssel abdecken und im Kühlschrank 1 Tag durchziehen lassen.

Marinierter Auberginensalat

Nun die trotz des kleinen Aufwands sehr feine Festspeise speziell zu Simchat Tora, sehr empfehlenswert zum Ausprobieren auch zu anderen Zeiten.

Fluden

  • 500 g halbgriffiges Mehl
  • 200 g weiche Margarine oder Butter
  • 60 g Zucker
  • 4 EL süßen Wein
  • 4 Eier
  • 15 g Hefe
  • 1/4 Tasse Milch
  • 1/4 TL Salz
  • 1 Ei zum Bestreichen
  • 1 TL Wasser
  • 1/2 TL Zucker
  • 1 1/2 Tassen Pflaumenmus (Powidl)

Hefe mit etwas Zucker und Mehl in der lauwarmen Milch verrühren und 10 Minuten an einer warmen Stelle gehen lassen (ich stelle es in den auf 30 Grad aufgeheizten Herd). Dann die übrigen Zutaten (bis auf das Ei, TL Wasser und 1/2 TL Zucker und das Pflaumenmus) dazu geben und zu einem glatten Teig verarbeiten. 1 Stunden ruhen lassen. Inzwischen die Füllungen vorberteiten.

Nußfülle

je 1 Tasse geriebene Nüsse und Zucker, jeweils Saft von 1/2 Zitrone und Orange, 1/4 Tasse Rosinen, 1/2 TL Zimt, 1/2 Tasse Aprikosenkonfitüre gut miteinander vermischen.

Mohnfülle (kann auch fertig gekauft werden)

  • 250 g gemahlener Mohn
  • 3 EL Zucker
  • 1/4 Tasse Wasser
  • 1 Eiweiß
  • Saft von je 1/2 Zitrone und Orange
  • 1 Tasse Rosinen
  • 1 EL Rum
  • 1/2 TL Zimt
  • 1/4 Tasse Margarine

Wasser mit Zucker im Wasserbad zum Sieden bringen, Mohn, Eiweiß, Zitronen- und Orangensaft, Zimt, Rosinen und Rum zugeben und unter ständigem Rühren 5 Minuten kochen. Margarine zufügen und kochen bis sie sich aufgelöst hat. Vom Herd nehmen und auskühlen lassen.

Apfelfülle

4-5 geriebene Äpfel, 1 TL Zimt, 1/2 Tasse Zucker oder 2 EL Honig miteinander vermischen.

Den Teig in 5 gleich große Stücke teilen, jeweils zu Teigplatten ausrollen. Die erste in eine gefettete Form legen und mit dem Pflaumenmus bestreichen. Die zweite Platte darauf und mit Nußfülle bestreichen. Auf die dritte kommt Mohn und auf die vierte die geriebenen Äpfel. Die fünfte Teigplatte darüber legen, mit dem mit Wasser und etwas Zucker verquirlten Ei bestreichen. Bei 180 Grad goldgelb in ca. 40 Minuten backen.

Fluden

Mein Beitrag endet hier mit Shabbat Shalom und der Aussicht auf einen Ausflug nach Jericho mit seinen Funden, die sich mir als wahrscheinlich „älteste Stadt der Welt“ präsentiert.


2 Antworten zu “22. Europäischer Einfluss in Jerusalem”

  1. – vielen Dank für all Deine Informationen und Geschichten aus Jerusalem; ich staune ebenso über die zahlreichen Rezepte, welche Du gesammelt hast … Dir ein schönes Wochenende!

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