Nach so viel Historie im letzten Beitrag werde ich mich diesmal etwas mehr mit den früheren und ebenso heutigen Bedürfnissen des Alltags befassen. Märkte, wie wir sie im Orient immer noch überall finden, waren und sind Anziehungspunkte zu jeder Zeit.
Der Souk (arabischer Markt) in der Altstadt Jerusalems, seine Stände und Händler, deren Angebot in den engen auf- und absteigenden Gassen: sie warten darauf von mir (und nicht nur von mir) entdeckt zu werden. Mir bietet sich ein Gewirr und Gewimmel von Menschen und Waren, das ich unmöglich bei meinem ersten Besuch in seiner Gänze erfassen kann. Die erforderliche Präsenz von Soldatinnen und Soldaten verwirren mich zusätzlich und wir beschließen in einem der typischen Restaurants eine Pause einzulegen. Wir probieren sowohl Tofuspieße, als auch diese Variante:
Lamm-Kebab
- 800 g zartes Lammfleisch gewürfelt
- je ¼ TL Piment, Zimt, Kardamom, schwarzer Pfeffer alles gemahlen,
- 3-4 EL frische Petersilie gehackt
- 1 Zwiebel gehackt, 1 geviertelt
- 5-8 Knoblauchzehen gehackt
- Saft ½ Zitrone
- 3 EL Olivenöl
- wenn vorhanden Sumak, wenn nicht die Gewürzmischung Zatar zum darüber streuen
- 2 EL Pinienkerne
- Salz
- Als Beilagen wird uns Fladenbrot, Tahina und gem. Salat angeboten
Fleisch in Würfel schneiden und mit den Gewürzen, der Zitrone und dem Öl vermengen dabei die Hälfte der Petersilie und der Zwiebeln zurückstellen. Das Fleisch zusammen mit den geviertelten Zwiebeln auf Spieße stecken und auf allen Seiten braten oder grillen (wenn Sie Holzspieße verwenden beim Grillen diese vorher 30 Min. in Wasser einweichen, damit sie nicht verbrennen) bis es gar und leicht gebräunt ist. Mit den gehackten Zwiebeln, Petersilie, den Pinienkernen bestreuen und mit Salz und Sumak nach Geschmack würzen. Mit den Beilagen servieren. Als Beilage kann ich mir z. B. auch Kartoffeln und grüne Bohnen vorstellen. Meine Weinempfehlung dazu: Rosé Kabinett aus Dettelbach in Franken.

Solltest Du/Sie sowohl zu den Tofu-Spießen, als auch zu denen mit Lamm das Bedürfnis nach Ketchup haben, hier eine israelische Variante.

S-Schug
- 5-8 Knoblauchzehen
- 2-3 mittelscharfe Chilischoten
- 5 Tomaten, gehäutet und gewürfelt
- je 1 Bund Koriander und Petersilie, gehackt
- 2 EL Olivenöl
- 2 TL Kreuzkümmel, gemahlen
- je ½ TL Kurkuma und Curry
- Samen von 3-5 Kardamom-kapseln
- Saft einer ½ Zitrone
- etwas Salz und eine Prise Zucker
Alle Zutaten in der Küchenmaschine zu einer Soße mixen, mit Salz und bei Bedarf Zucker abschmecken. Man kann sie zu diversen Spießen, Fleischgerichten, aber auch zu Reis oder Eintöpfen reichen.
Kühl gelagert hält sich diese Sauce bis zu zwei Wochen.

Neben dem Markt in der Old City hat Jerusalem einen weiteren, den Mahane Yehuda Market, der teils überdacht, teils offen ist und mit ca. 200 000 Besuchern pro Woche als der größte Israels gilt. Er wurde mir von mehreren Seiten bereits ans Herz gelegt und ich will ihn mir unbedingt ansehen. Allerdings meint es Petrus heute nicht so gut mit mir. Es scheint, der mir bereits angekündigte, für Jerusalem typische Sukkot-Regen im Anzug zu sein, der regelmäßig zum Laubhüttenfest nieder geht. Dabei fängt alles ganz entspannt an. Als ich das Haus verlasse, ist es zwar bewölkt, aber trocken. Der Markt bietet sich mir beileibe nicht so überfüllt, wie gestern beim Vorbeigehen dar. Fisch, Geflügel, Gemüse, Gewürz- und Kräutermischungen, geröstete Nüsse, türkischer Honig, div. Halvablöcke, süßes und pikantes Gebäck, Obst frisch und getrocknet – es ist ein wunderbar duftender Augenschmaus, dieser orientalische Markt und ein Erlebnis nicht nur für Food-Blogger/innen.

Mittlerweile ist er nicht mehr zu überhören: der Regen! Ich sitze bei einem Cappucchino zwar einigermaßen trocken, da ich einen überdachten Platz ergattert habe, aber nein, es tropft auch hier schon durchs Dach. Vielen Menschen um mich herum geht es sichtbar schlechter. Im Gegensatz zu mir sind es vor allem Ältere, die nicht so gut zu Fuß sind und auf dem mittlerweile rutschigen Boden Halt suchen. Die Händler, deren Ware zum Teil nass wird, suchen eifrig Planen zum Abdecken ihrer Kostbarkeiten. Das undichte Dach an vielen Stellen – es scheint noch nicht alt zu sein – läßt den Regen in steten Bächlein durchrinnen. Für die größeren Kinder ein Spaß, für die Kleinen Grund zu quengeln, weil Mama und Papa nicht weiter wollen. Weiter geht jedoch das Gezeter der Händler, diesmal wird nicht die Ware angepriesen, sondern das Dillema wegen des undichten Daches lautstark kommentiert. Die Erzählungen eines amerikanisch-jüdischen Ehepaars von ihren 6 Kindern drängt allerdings schnell alles Geschrei der Marktbetreiber in den Hintergrund. Der mittlerweile erwachsene Nachwuchs lebt in 6 verschiedenen Ländern und der Gedanke: unterschiedlichste Gründe (nicht zuletzt auch die Greueltaten der Nazis) haben das Volk Israel in alle Welt verstreut – wen wundert da heute eine derartige Familiengeschichte?
Mehr von Gemeinsamkeiten was Riten und Gebräuche betrifft trotz dieser Vielfalt im nächsten Beitrag. Und … vom Sukkot-Regen (Sukkot/ Laubhüttenfest findet 5 Tage nach Yom Kippur statt und dauert 7 Tage) zum Versöhnungsfest Yom Kippur dem höchsten jüdischen Feiertag. Ich habe den Mahane Yehuda bei einem meiner späteren Aufenthalte in Jerusalem besucht.
2 Antworten zu “19. Old City – Mahane Yehuda”
Liebe Renate, Du bist fleissig … kaum bin ich aus dem Kurzurlaub zurück, schon wieder gibt es zwei neue Beiträge. Die Einzelheiten des Konfliktes um Jerusalem als heilige Stätte sind sehr interessant und sonst kaum in einer so kurzen und verständlichen Zusammenfassung zu lesen. Die Lage ist weiterhin ernst. Da tut es gut zum Ausgleich etwas über die orientalischen Gewürze zu erfahren. Ich finde es toll, daß Du andere an Deinen Reiseerfahrungen teilhaben läßt. Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag und sende viele liebe Grüße Anita
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Es freut mich, dass dich auch die geschichtlichen Hintergründe interessieren. Viel Freude weiterhin bei der Lektüre.
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