
Sabbat Shalom – receive peace and be blessed – habe Frieden, sei gesegnet!
Vom Sabbat zum Nachtleben in Haifa und von dort zum Frühstück:
Probieren Sie Shakshuka (שקשוקה), ein traditionelles israelisches Frühstücksgericht.
Es schmeckt phantastisch und erinnert mich mit dem Spiegelei in der Tomaten-/Paprikasauce sofort an den Sonnenaufgang – noch auf dem Schiff – am Tag meiner Ankunft in Israel.
Wie heißt das so schön bei Joachim Ringelnatz:
„Aus meiner tiefsten Seele zieht mit Nasenflügelbeben,
ein ungeheurer Appetit nach Frühstück und nach Leben.“
Shakshuka (שקשוקה)
- 2 rote Paprikaschoten
- 4 Tomaten (heiß überbrüht und geschält)
- 2 Zwiebeln
- alles in kleine Würfel schneiden
- 4 Zehen Knoblauch (mit Salz und einem Messer zerdrücken)
- 1 EL Tomatenmark
- nach Bedarf: Chili, gem. Koriander, Kreuzkümmel, kleingehackter Ingwer
Alle Zutaten weichkochen (ca. 20 Min.), 2 rohe Eier vorsichtig in kleine Mulden auf die Masse geben, etwas salzen und pfeffern und zugedeckt garen bis das Eiweiß fest ist. Alternativ kann das Gericht auch (Pfanne ohne Plastikgriffe) in der Röhre bei 190 Grad Ober- u. Unterhitze 9-10 Minuten gebacken werden. Mit Schnittlauch, Petersilie oder nach Geschmack frischem Koriander bestreut servieren.
Vegane Variante: anstelle der Eier gekochten Reis oder Bulgur in das Tomaten- Paprikagemüse setzen. Das Überbacken fällt in diesem Fall weg.
Fladenbrot passt in beiden Fällen dazu.

Zum israelischen Neujahrstag Rosch-ha-Schana (ראש השנה) isst man übrigens in der Hoffnung auf ein „süßes“ Neujahr einen sehr würzigen und süßen Kuchen

Lekach
- 175 g Mehl
- 75 g Puderzucker
- je ½ TL gem. Ingwer und Zimt
- 1 TL Lebkuchengewürz (muss nicht unbedingt sein)
- 1 TL Natron
- 225 g klarer Honig
- 4 EL geschmackloses Pflanzenöl
- geriebene Schale einer Orange
- 2 Eier (oder veganes Eipulver)
- 5 EL Orangensaft
- 2 TL frischen klein gehackten Ingwer
Den Ofen auf 180 Grad vorheizen.
Mehl, Zucker, Ingwer und Gewürze vermischen.
In einer Mulde Honig, Öl, die Orangenschale und die Eier mit einem Handrührgerät darunter mischen, abschließend den Saft und den gehackten Ingwer einrühren.
Den Teig in eine mit Backpapier ausgelegte Kastenform füllen und ca. 50 Min. backen.
In der Form auskühlen lassen, auf ein Gitter stürzen und in Alufolie wickeln, 2-3 Tage ruhen lassen und gut durchgezogen servieren.
Passender habe ich meine Ankunft in Israel nicht planen können. Mit Rosch-ha-Schana (Neujahrstag, woertlich, „Kopf des Jahres“) beginnt der Herbstkreislauf und damit die ehrfurchtsvollen Tage, die mit Yom Kippur enden. In dieser Zeit wird bestimmt, ob jemand in das Buch des Lebens eingetragen wird.
Eine Verballhornung des Begriffs Rosch-ha-Schana ist womöglich der Silvestergruss „Guten Rutsch“.
Was uns jede Woche begegnet und was auf Speiseplan und jüdischen Alltag sehr großen Einfluss hat, ist der wöchentliche Feiertag, der Sabbat.
Nach biblischer Überlieferung, schuf Gott an 6 Tagen unser Universum, seine Objekte und Lebewesen, je ein Tag fuer die Charakteristika unserer Welt. Um jedoch diesen Schaffensakt beispielhaft fuer das Leben zu machen, fehlte noch ein Tag der Ruhe, der Gelassenheit und der Erneuerung. Dies ist der 7., der heilige Ruhetag an dem somit allwöchentlich festlicher Ausnahmezustand nach biblischem Vorbild herrscht. Bis zum Abend des nächsten Tages gilt ein Ruhegebot, weil auch Gott an diesem Tag ruhte. Er bleibt dem Gottesdienst, dem Studium, aber auch der Erholung und der Familie vorbehalten. Wie alle Feiertage im jüdischen Kalender beginnt er mit der Abenddämmerung des Vortages, wenn die Hitze nachlässt und der Mensch aufatmen kann.
Der durch die Tora (=hebräische Bibel, bestehend aus den 5 Büchern Moses und 613 Ge- und Verboten) gebotene Sabbat beginnt also jeden Freitagabend nach Sonnenuntergang und zwar mit dem Entzünden der Sabbatkerzen und dem Segen über Wein und Brot (Challah). Challah wird vor Beginn des arbeitsfreien, heiligen Tages (also am Freitagmorgen) gebacken. Es sind zwei geflochtene Hefezöpfe bestehend aus je 6 Flechtknoten. Sie erinnern an die doppelte Portion Manna, die Gott während der 40-jährigen Wüstenwanderschaft an die Israeliten verteilte. Die erste Portion gibt es Freitagabend, die zweite ist für den Sabbat, den Ruhetag vorgesehen. Die insgesamt 12 Knoten der Brote symbolisieren die 12 Stämme Israels im biblischen Tempel. Die Brote werden erst nach dem Wein gesegnet und bleiben während der Weinsegnung noch zugedeckt.
Nicht nur, aber schon des Duftes wegen, sollten Sie das Rezept dazu unbedingt ausprobieren.

Challah
- 1,5 kg Mehl
- 2 Päckchen frische Hefe,
- 2 Eier (alternativ: veganes Eipulver)
- 150ml Sonnenblumen- oder Olivenöl
- 150g Zucker
- 2 EL Salz
- 2 x ¼ l lauwarmes Wasser
- wer mag: eine Handvoll Sultaninen
- Eigelb zum Bestreichen
- alternativ zum Eigelb: mit Wasser bestreichen und mit Mohn oder Sesam bestreuen
Hefeteig mit Vorteig zubereiten, d.h. eine kleine Mulde in das Mehl drücken, darin die Hefe mit etwas von dem lauwarmen Wasser und einem Teelöffel Zucker verrühren, mit Mehl bestäuben und 10 Minuten an einem warmen Ort (ich schiebe die Schüssel mit einem Küchentuch abgedeckt in den 30 Grad warmen Ofen). Danach mit den übrigen Zutaten (die Sultaninen kommen erst am Schluss dazu) gut durchkneten und in 1-2 Stunden (je nach Wärme) auf das doppelte Volumen aufgehen lassen, nochmal – wer mag mit den Sultaninen – gut kneten, evtl. Mehl zugeben. Aus 2/3 des Teiges 2 ovale Laiber formen und von 1/3 6 Stränge zu 2 Zöpfen flechten und je einen auf die 2 Laiber legen und leicht andrücken. Nochmal ca. 30 Minuten gehen lassen. Im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad ca. 45 Minuten backen.
Die Anzahl der Stränge kann heute je nach Brauch und Anlass variieren. Ich selbst nehme auch nur die Hälfte der Menge, flechte der Einfachheit halber aus 3 Strängen 1 Zopf. Er wird mit Eigelb bestrichen, alternativ mit Wasser und mit Mohn oder Sesam bestreut . Ich lasse ihn, wie bereits oben beschrieben, nochmal ca. 30 Minuten gehen und schiebe ihn anschl. in den vorgeheizten Ofen (mittlere Schiene). Vorsicht: wenn die Oberseite schön gelb/braun ist mit Alufolie abdecken um ein schwarz werden zu verhindern.
Es soll Menschen geben, die morgens nur eine Tasse Kaffee (womöglich auf dem Weg zur Arbeit) im Pappbecher trinken. Für diese wäre eine frische Scheibe Challah eine köstliche Ergänzung. Dies dann zu Hause genossen mit Butter und Marmelade, gutem Kaffee in einer richtigen Tasse und einem Menschen, der zufällig kein Morgenmuffel ist – etwas Wunderbares, nicht nur am Sabbat.
Sollte von diesem Challah ein Rest, nicht mehr ganz frisch, übrigbleiben, hier eine Möglichkeit Reste auf eine sehr geschmackvolle (und kalorienreiche) Art zu verwerten:
- 75 g weiche Butter o. geruchloses Öl
- 750 ml Milch (nach einem fleischigen Essen oder bei der veganen Variante Fruchtsaft)
- 4 Eier leicht verquirlt (ersatzweise veganes Eipulver)
- ½ TL Vanilleextrakt
- ½ TL Mandelaroma
- ¼ TL Salz
- 500 g Challah-Reste in dicke Scheiben geschnitten und leicht getoastet
- 130 g Rosinen
- 3 Birnen
- 150 g brauner Zucker (kann auch etwas weniger sein, je nach Geschmack)
- 130 g Mandelblättchen
- evtl. Schlagsahne zum Servieren oder Vanilleeis
Den Ofen auf 190 Grad vorheizen, eine 25 cm große rechteckige Backform mit etwas Butter einfetten.
Milch, Eier, Gewürze mischen.
Die Challah-Scheiben mit der Hälfte der Butter bestreichen und in mundgerechte Stückchen schneiden. Diese und die Rosinen in die Milchmischung rühren, sodass das Brot vollständig bedeckt ist.
Die Birnen entkernen und in Stückchen schneiden. Nun schichtweise Milch-Brot-Gemisch, Zucker, Mandeln und Birnen in die gebutterte Form geben mit einer Schicht Zucker enden und mit Butterflocken 40 – 50 Minuten backen bis der Zucker karamellisiert ist.
Mit steif geschlagener Sahne oder Vanilleeis servieren.
An dieser Stelle ein Hinweis: Ich bin „nur“ eine Hobbyköchin und -bäckerin, meine Rezepte sind nicht immer perfekt. Sie alle wurden jedoch von mir mindestens 1 x ausprobiert und sie sollten eigentlich gut zu kochen/backen sein. Falls doch etwas unklar ist, ich freue mich ebenso auf Fragen wie auf Verbesserungsvorschläge.
Nächste Woche weniger Kulinarisches, dafür mehr Geschichte!
3 Antworten zu “6. zu den jüdischen Feiertagen mit kulinarischen Köstlichkeiten”
Liebe Renate,
hab ganz herzlichen Dank für das Rezept von Shakshuka!
Ich habe es schon viele Male bei „Eugen“, einem biologischem Restaurant in Konstanz, gegessen.
Es firmiert dort unter „Israelisch-Arabisches-Ganztagesfrühstück“.
Zum letzten Mal war ich am 24. Februar im „Eugen“, besser gesagt, ich saß im Außenbereich, denn es war angenehmes Wetter.
An diesem Tag war Weiberfaßnacht.
Es war aber auch der Tag des Kriegsbeginns in der Ukraine.
Ganz Konstanz war voller „Narren“. Viele trugen natürlich eine Maske – aber ganz bestimmt keine chirurgische oder FFP2 …
Ich war völlig überrascht. Die Szenerie in der Niederburg unterschied sich kein bißchen von den Jahren, als ich dort noch gewohnt habe.
Es war, als hätte es die Pandemie nicht gegeben.
Immerhin EINE Frau trug ein Transparent inmitten all dieser Narren mit einer Anti-Kriegs-Aufschrift.
Ich nahm also Platz im Außenbereich, zwei Meter neben mir saß eine ältere Frau.
Unmittelbar vor uns zogen die Narren vorbei, ohne Abstand und mit faßnachtstypischen Verhalten.
Dann kam die Bedienung und sie verlangte sowohl von der anderen Frau als von mir den Impfnachweis!
Dies war gefühlt zum tausendsten Male in den letzten beiden Jahren, daß ich mich gefragt habe, in welchen Land wir leben. Ob Verhältnismäßigkeit noch gegeben ist in Bezug auf unsere Grundrechte.
– dies in aller Kürze zu „Shakshuka“ und Dir ein schönes Wochenende Anita
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As delicious as all the dishes and locations and experiences were, thus far, they seem to lack a crucial ingredient. I cannot think of any important event during my time in Israel, any meeting with a friend, any religious holiday, any evening overlooking Jerusalem on Sabbath eve when the noise gives way to a serene, peaceful deference of something beyond and aloof of us, without a glass of wine. May I ask if you could also recommend the appropriate beverage for your meals? Of course, given the limited availability of Israeli wine outside of the country, it would be extremely fun to see how you suggest to supplement the original with local produce.
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Du hast natürlich recht, durch die limited availability des israelischen Weins ist es schwierig in einer Kleinstadt in Franken einen solchen zu bekommen, vor allem wenn er auch noch koscher sein soll. Über einen koscheren Frankenwein berichte ich jedoch in meinem nächsten Beitrag.
Ich werde mich außerdem bemühen bei den nächsten Gerichten Weinempfehlungen abzugeben.
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