Ersteres ist einfach zu beantworten.
Berufliche Gründe haben einen meiner Söhne nach Israel ziehen lassen und ich war einfach neugierig, wie er dort lebt.
Zum zweiten muss ich etwas ausholen.
Containerschiff deshalb, weil ich mich im Vorfeld sehr mit der Geschichte Israels befasst und alles, was mir in die Finger kam, gelesen habe. Ich bin 1950 geboren und gehöre einer Generation an, der in der Schule die Geschichte des eigenen Landes nur bis zum Ende des 1. Weltkrieges vermittelt wurde. Der Nationalsozialismus wurde nicht erwähnt, geschweige denn der Holocaust. Unsere Lehrer und Eltern konnten oder wollten diese Lücke nicht füllen und so war es jedem selbst überlassen, sich Wissen darüber anzueignen oder sich mit der Entschuldigung zu begnügen, als nach dem Krieg Geborene könne man da eh nichts mehr ändern.
Sich damit nicht auseinander zu setzen, halte ich für einen großen Fehler. Ich bedaure das sehr und will diese Lücke mit eigenen Erfahrungen füllen.
Mich auf die biblische Geschichte zu begrenzen, wie sie uns im Religionsunterricht nahegebracht wurde, war mir nicht genug. Ich will wissen, wie es die Menschen in Israel geschafft haben, ihren eigenen Staat zu etablieren.

Ein Bericht über jüdische Waisenkinder (Leon Uris: Exodus), deren Eltern in den Vernichtungslagern umgekommen sind und die das Glück hatten zu überleben, geht mir sehr nahe. Ihre Route auf dem Flüchtlingsschiff will ich zumindest teilweise nachvollziehen, wenn ich das erste Mal Israel besuche. Meine mir gut bekannte Seeuntüchtigkeit soll dabei kein Hindernis darstellen, im Gegenteil. Sie ist im Vergleich zu den Gefahren und den Bedingungen auf einem alten, maroden Schiff, welches noch dazu total überladen war im Jahr 1945, nicht der Rede wert.
Nein – eine Buße kann diese Überfahrt nicht sein, auch keine Wiedergutmachung. Trotzdem will ich nicht den einfachen Weg von Nürnberg nach Tel Aviv mit dem Flugzeug wählen. Ich will auf der 7-Tage-Seefahrt Zeit haben, um mehr über das Schicksal dieses Landes und seiner Menschen zu lesen, nachzudenken und mich damit langsam meinem Ziel nähern.