Mein Weg heute führt ins Israel-Museum, dem bekanntesten und größten Museum des Landes. Es verteilt sich mit seinen Pavillons auf einem Hügel südwestlich des Stadtzentrums von Jerusalem und ich folge diesmal der Wegbeschreibung meines Sohnes, der in der benachbarten Hebräischen Universität über seinen physikalischen Berechnungen brütet. Zusätzlich leistet mir ein Stadtplan gute Dienste. Mein erster Versuch vor einigen Tagen endete in Mea Shearim – ich hatte mich verlaufen, nicht ohne auch diesen Einblick in eine neue Welt genossen zu haben (s. Beitrag Nr. 21 – Vorbereitung zum Laubhüttenfest).
Neben bedeutenden archäologischen Funden finde ich hier jüdische Kunst, alte und moderne, israelische und internationale, sowie einen Skulpturengarten. Sehr beeindruckt bin ich auf dem Freigelände vom Modell des antiken Jerusalem. Die Arbeit aus Stein, Holz und Metall im Maßstab 1:50 zeigt die Stadt zur Zeit Jesu. Besonders jedoch interessieren mich die berühmten Schriftrollen von Qumran, denen ich bereits beim Besuch in Masada begegnet bin (s. dazu Beitrag Nr. 14 … und mit König Herodes nach Masada). Sie sollen die ältesten Handschriften des Alten Testaments sein, sind in hebräischer, aramäischer und griechischer Sprache verfasst und stammen aus der Zeit des 3. vorchristlichen bis 1. nachchristlichen Jahrhunderts. Gezeigt werden sie meist als Kopien im Schrein des Buches, der mit seiner weißen Kuppel an den Deckel der Tonkrüge in denen die Schriftrollen gefunden wurden, erinnern soll. Zwischen 1947 und 1956 entdeckten hauptsächlich Beduinen in den Höhlen von Khirbet Qumran im Westjordanland diese Zeugnisse einer längst vergangenen Epoche. Seit den 50ern wird anhand kleinster Puzzleteile die Geschichte dieser Rollen erforscht und …. sie dauert an. Mittlerweile mit neueren Methoden (DNA-Analysen) ergeben sich immer wieder neue Erkenntnisse. Vor kurzem beispielsweise entdeckten Forscher der Hebrew University, Jerusalem, die 12. Qumran-Höhle am Toten Meer und mit ihr weitere Besiedlungsspuren. Es soll die wichtigste Entdeckung in den letzten 60 Jahren im Bezug auf die Qumran-Höhlen sein. Weitere spannende Details warten hier auf mich und ich kann gut verstehen, dass es gerade in Israel neben den Profis viele Hobbyarchäologen gibt, die sich in ihrer Freizeit auf Spurensuche begeben.
Von den Hobbyarchäologen zu den Hobbyköchen bzw. -köchinnen. Vorher noch eine Notiz, die mich an den anstehenden nachmittägliche Spaziergang durch das Regierungsviertel erinnert. Knessetabgeordnete und Rabbiner würden sich für die umstrittenste und komplizierteste jüdische Einwanderung nach Israel einsetzen, die der äthiopischen Juden. Ein gewagter Sprung, ich weiß! Nach 3 Stunden Museumsbesuch, Qumran-Rollen und dem Schrein des Buches, meldet sich ein leises Hungergefühl und mir fällt dazu spontan das wunderbare äthiopische Lokal vom Vorabend ein. Was liegt da näher, als ein einfaches, aber wohlschmeckendes Gericht aus Afrika vorzuschlagen: Mafé, um danach gestärkt durchs Regierungsviertel zu spazieren.
- 250 g Kohlrabi
- 250 g Karotten
- 400 g Kartoffeln, alles in ca. 2 cm große Würfel schneiden
- 100 g Zwiebel, geschnitten
- 2 Knoblauchzehen, zerdrückt
- 2 EL Öl
- 1 EL Curry
- 350 ml Gemüsebrühe
- 2 EL Erdnussbutter (nach Bedarf auch etwas mehr)
- 1 EL Tomatenmark
- 2 EL Sojasauce
- Chilipulver nach Geschmack
Zwiebel und Knoblauch in Öl anschwitzen, Gemüse dazu und alles zusammen kurz anbraten, mit Gemüsebrühe ablöschen, alle weiteren Zutaten beimengen und 20 – 30 Minuten leicht köcheln. Mit etwas Petersilie garnieren und servieren.

Wenn ich an die Knesset denke, komme ich unweigerlich auf die Tagespolitik. Die erst am Dienstag durchgeführte Wahl in Israel und deren Ausgang mag auch unsere Gemüter erhitzen, verwunderlich für die Israelis ist sie nicht. Es bleibt weiterhin spannend und die sehr kontrovers geführten Diskussionen im Land selber werden ebenso in der Zukunft für „Unterhaltung“ sorgen. So nötig eine vernünftige Vorgehensweise in Form von Verhandlungen für den Konflikt zwischen Israel und Palästina wäre – unser Einfluss darauf dürfte gering sein. Für mein Dafürhalten ist die Weltpolitik im Augenblick eh ein nicht mehr in der Balance befindliches Konstrukt. Da macht Israel keine Ausnahme. Ich verlasse besser dieses „unheilige“ Thema und begebe mich ganz unvoreingenommen und neugierig ins Regierungsviertel von Jerusalem. Es ist nicht weit vom Israel-Museum, gerade mal ca. 200 m und ich stehe vor dem markantesten Gebäude, der Knesset (= Versammlung):

Hier tagt seit 1966 das aus 120 Personen bestehende israelische Parlament. Gleich gegenüber des Haupteingangs steht ein 5 m hoher und 4 Tonnen schwerer siebenarmiger Leuchter, die Menora, ein Geschenk des britischen Parlaments. Auf seinen Armen sind 29 wichtige Ereignisse der jüdischen Geschichte dargestellt – gedacht als Sinnbild des Staates Israel. Als ebenfalls wichtiges Ereignis erscheint mir die Unabhängigkeitserklärung, die ich (eine Kopie – das Original befindet sich im Israel-Museum) in der Eingangshalle der Knesset entdecke. Sie wurde 1948 von den Gründungsvätern des neuen Staates unterzeichnet. Durch die Gründung des Staates Israel hatten viele Juden aus aller Welt einen Zufluchtsort nach den Jahrzehnten der Verfolgung in Europa gefunden.
Neueren Datums ist die Vorbildfunktion der ca. 1500 Solarmodule auf dem Dach des Gebäudes, so wie die Installation von LED-Leuchtmitteln, die Koppelung von Kühlanlagen mit Warmwasserbereitern, die Verwendung des Abwassers zur Grünflächenbewässerung sowie eine allgemeine Überarbeitung des Bewässerungssystems. Neben der finanziellen Ersparnis würde dadurch auch der CO 2-Fußabdruck erheblich vermindert, wie mir während meines Rundgangs stolz berichtet wird.
Gleich hinter der Menora erstreckt sich der Wohl-Rosengarten (eine Stiftung des Ehepaars Wohl aus Großbritannien) bis zum Obersten Gerichtshof. Diese wunderschöne Anlage mit über 400 verschiedenen Rosenarten ist ein wohltuender Ausgleich zwischen Legislative und Judikative. Die Bank von Israel, Finanz- und Innenministerium sowie der Amtssitz des Ministerpräsidenten sind weitere Gebäude im Umkreis des Gartens. Nach so vielen unterschiedlichen Eindrücken wird es allmählich Zeit für den Heimweg. In der Nähe des Mahane Yehuda Marktes finde ich ein gutes Cafés, kann mir noch Notizen machen und probiere ein vorzügliches

Mandelbrot
- 1 Tasse Margarine oder Butter
- 1 Tasse Zucker
- 4 Eier
- 1 Päckchen Vanillezucker
- 1/2 Tasse Weinbrand o. Rum
- 4 Tassen halbgriffiges Mehl
- 4 TL Backpulver
- 1 Tasse Rosinen
- 1 Tasse Kokosraspel
- 1/2 Tasse geriebene Nüsse
- 1 Tasse Mandeln, abgezogen und gehackt
- etwas Salz
Butter und Zucker schaumig rühren, verquirlte Eier, Vanillezucker und Weinbrand dazu rühren, das mit Backpulver und etwas Salz vermischte Mehl zufügen und zuletzt Rosinen, Kokosraspeln und die Nüsse untermischen. In eine gefettete und gebröselte Form geben und bei 180 Grad ca. 40 Minuten auf der mittleren Schiene backen.
Im nächsten Beitrag versuche ich meine Eindrücke in Yad Vashem zu schildern. Für heute Shabbat Shalom (meine Kerzen brennen bereits)
3 Antworten zu “35. Israel-Museum, Knesset und Regierungsviertel”
Ja, liebe Renate, die Weltpolitik ist ein schon lange außer Balance geratenes Konstrukt. Und die Frage ist, ob sie jemals in der Balance gewesen ist.
Vielleicht, wenn man es so als gegeben akzeptiert, kann man sogar damit leben lernen – was nicht heißt, es unverändert hinzunehmen und keine Veränderung anzustreben.
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Liebe Renate, danke für den schönen Bericht. Zu den verführerischen Rezepten hätte ich noch eine Frage: was ist denn ein halbgriffiges Mehl? Kann ich stattdessen ein normales 405er Mehl verwenden oder evtl. ein Vollkornmehl?
LG, Johanna
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Liebe Johanna, als halbgriffiges Mehl habe ich eines mit der Typenbezeichnung 550 genommen. Ich denke, es macht keinen großen Unterschied, ob 405 oder 550 – aber, probier einfach mal! Es schmeckt übrigens fein das Mandelbrot.
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