Quer durch Galiläa geht es als nächstes in die Stadt Tiberias, benannt nach dem römischen Kaiser Tiberius.
Wechselnde Machtverhältnisse jüdischer, moslemischer und christlicher Bevölkerungsgruppen und die damit einhergehenden Kriege konnten dieser Kleinstadt ebenso wenig nachhaltigen Schaden zufügen, wie etliche Erdbeben. Ihre warmen Heilquellen, die Lage am See Genezareth (See von Kinneret) und der fruchtbare Boden machen sie nach wie vor zu einem begehrten Ferienort. Weintrauben und Feigen können hier 10 Monate ohne Unterbrechung geerntet werden, viele andere Früchte sogar während des gesamten Jahres.
Von Tiberias aus besteht zwar die Möglichkeit die gegenüberliegende Seite des Sees mit dem Boot zu erreichen – wir jedoch nehmen das Auto und kommen nach einer Zwangspause (Reifenpanne) in den Kibbuz EinGev am Ostufer des Sees Genezareth.

Zeit, sich einige Besonderheiten des mit 212 m unter dem Niveau des Mittelmeers tiefst gelegenen Süßwassersees der Erde ins Gedächtnis zu rufen.
Die israelische Wassergesellschaft darf bis zum Pegel von 212 m Wasser aus dem See pumpen um es über ganz Israel zwecks Bewässerung zu verteilen. Der See von Kinneret ist 21 km lang und 13 km breit und wurde benannt nach der kanaanitischen Gottheit „knrt“, die Evangelisten nennen ihn Galiläisches Meer oder Tiberiassee, für die Araber ist er das „Auge Allahs“.
Zwischenzeitlich kann der Reifen des Autos in einer Tankstelle ausgewechselt werden. Ein hilfsbereiter Tankwart bewerkstelligt dies ohne Komplikationen und gibt uns sogar noch einen Tipp wo wir eine Kleinigkeit essen können. Das Restaurant des Kibbuz „EinGev“ liegt ganz in der Nähe und wir bekommen einen typischen und sehr schmackhaften Salat angeboten (der uns später noch oft in der Jerusalemer Altstadt als arabischer Salat begegnen wird):
Israelisch/arabischer Salat
- 2 große reife Tomaten
- 1 geschälte Gurke
- 1 grüne Paprikaschote
- 1 Zwiebel
- alles in kleine Würfel schneiden
dazu
- 4 EL gehackte Petersilie
- 2-3 EL Olivenöl
- Saft einer Zitrone
- Salz, Pfeffer
- einige Würfel Schafs- oder Ziegenkäse
Alles mischen, kühl stellen und vor dem Servieren mit Minzeblättern oder Petersilie garnieren, mit Hummus (s. Beitrag „Ankunft in Erez-Israel), Brot oder Fingernudeln (Rezept unten) servieren.

Fingernudeln
- 500 g gekochte Kartoffeln
- 1 Ei
- 80 g Mehl
- 1 Prise Salz
Gekochte kalte Kartoffeln reiben, mit den übrigen Zutaten rasch vermengen und fingerlange Nudeln (1-2 cm im Durchmesser) formen. In Öl oder heißem Fett auf allen Seiten goldgelb backen.
Dies ist ausnahmsweise kein israelisches Rezept, es stammt von meiner Oma, die auf diese Weise kalte Kartoffeln vom Vortag verarbeitet hat. Diese „Nudeln“ passen zu allem möglichen.
Von EinGev aus geht es Richtung Golan Höhen und dort in den Nationalpark. Die Ruinen der Burg des Nimrod מבצר נמרוד erheben sich majestätisch vor unseren Augen. Eine der Sagen um Nimrod, den biblischen Städtegründer und Urenkel Noahs, erzählt uns, wie dieser von der Burg aus seine Pfeile in den Himmel schoss, um Gott seine Macht zu beweisen. Der Allmächtige sandte daraufhin eine Fliege, die sich so lange im Gehirn des Königs Nimrod festfraß, bis er unter furchtbaren Schmerzen starb. Die Fliege übernahm die Herrschaft über die Burg, welche seitdem Qal’at Subeibe = Fliegenburgקלעת א-צובייבה heißt.
Islamische Assassinen (arabisch für Haschischraucher), Christen, Franken nahmen die strategisch wichtige Burg ein, Damaszener schließlich machten sie dem Erdboden gleich damit sie den Truppen eines späteren Kreuzzuges nicht als Basis gegen Damaskus dienen konnte. Sie wurde zwar von den Moslems wieder aufgebaut, verlor jedoch an Bedeutung und verfiel.

Die Weiterfahrt gestaltet sich dank dreier junger Männer, die per Anhalter mitgenommen werden wollen, recht unterhaltsam. Sie haben vor kurzem ihren Militärdienst beendet und sind auf dem „Israel National Trail“ unterwegs. Dieser Wanderweg führt von Galiläa im Norden zum Golf von Eilat im Süden. Die angehenden Medizin- und Physikstudenten berichten sehr auskunftsfreudig über ihre Lebensumstände und ihre Familien.
Einer der jungen Männer hat osteuropäische Vorfahren und als sich unsere Gespräche von der Politik und dem Geld auf das typische Essen verlagern, erfahren wir, dass viele Speisen u. a. aus Polen, Russland und dem Baltikum kommen und mittlerweile fester Bestandteil der israelischen Küche sind. Eines dieser Gerichte besteht, wie so viele andere in dieser Region, aus Auberginen ….
Brotaufstrich aus Auberginen (Vorspeise)
- ca. 500 g Auberginen
- 2 feingehackte grüne Zwiebelstangen
- 3 zerdrückte Knoblauchzehen
- 1 EL Zitronensaft
- Salz, Pfeffer nach Geschmack
- 1 roter zerhackter Piment (auch gemahlen)
- Dill, Petersilie, Schnittlauch
- 4 EL Olivenöl

Wichtig bei diesem Gericht ist, dass die Auberginenחציל in der Schale gegart werden. Am besten geht das in der Backröhre bei ca. 220 Grad in ca. 45 Minuten. Es sollte die Haut schwarz (wirklich schwarz und schon leicht rauchig) sein und das Innere weich. Vor dem Backen ist es ratsam die Auberginen oben etwas anzupicksen damit sie nicht aufplatzen.
Abkühlen lassen, schälen und mit Salz, Pfeffer, Knoblauch, Öl, Zitronensaft zu einem homogenen Püree mixen/aufschlagen. Piment und die grünen Kräuter darüber streuen. Mit Weißbrot servieren.
Ich kenne diese Speise genauso aus Rumänien. Bei Besuchen dort kann ich mich jedes Mal zusammen mit dem typischen Fladenbrot daran nicht satt essen. An seiner Farbe sollten Sie sich nicht stören – es schmeckt trotzdem.
Shabbat Shalom שבת שלם
Nächste Woche geht es von den Golanhöhen in ein Moschaw über dem Jordantal mit Süßem und Sauren und in den Tempel des Schlangengottes Shahan
2 Antworten zu “9. Tiberiasטבריה, See Genezarethים כנרת, EinGevעין גב und Golan-Höhen רמת הגולן”
… israelisch-arabischer Salat … fränkische Fingernudeln … Auberginencreme (Rumänien) … tolle Mischung, macht Appetit – danke!
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I asked a friend, whose cooking skills I rate relatively high, and who is also familiar with a wide range of world cuisines, what she considers especially difficult and delicious to prepare and have in Israel. Her answer surprised me, but I have to aggree that the way eggplant is served differs considerably from country to country, and the specific middle eastern incarnation is certainly something I never tasted before, and which I have never tasted outside of Israel. Hence, this recipe is a challange.
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